Wie Vorschmierung die Chancen eines erfolgreichen Kabelzugs erhöht

In der überraschend komplexen Wissenschaft der Schmierung beim Einziehen von Kabeln gibt es ein häufig übersehenes Konzept, das dazu beitragen kann, die Reibungsreduzierung zu maximieren, die Einzuglänge zu optimieren, Schäden und Verzögerungen zu reduzieren und den Erfolg der Installation zu erhöhen. Es beruht auf einem der unumstößlichen Gesetze der Schmierung: Wie gut auch immer das Schmiermittel ist, es wird keine Reibungsreduzierung auftreten, wenn das Schmiermittel nicht dort vorhanden ist, wo es am meisten benötigt wird – normalerweise in den schwierigen Biegungen tief unten im Rohr. Aus diesem Grund ist das allgemeinere Thema der Anwendung von Schmiermitteln so wichtig. Das Auftragen des Schmiermittels muss sich jedoch nicht auf das Ausgießen oder Aufstreichen von Schmiermitteln auf das Kabel während des Einzugs beschränken. Die Anwendung kann auch eine Vorschmierung des Rohres vor dem Einziehen des Kabels umfassen. Dies ist eine besonders effektive Strategie für lange, schwierige Einzüge, bei denen die Kosten für Kabelschäden oder fehlgeschlagene Kabelzüge hoch sind.

Die Methode der Vorschmierung hängt von der Größe und Art des Rohres ab. Zu den Optionen zählen Kalibrierdorne und andere Arten von Schmiermittelverteilern, Front End Pack™-Beutel oder Luftdruck (Einblasen des Schmiermittels in ein Rohr). In dieser ersten Reihe von Artikeln werden die Vorteile der verschiedenen Methoden und ihre Eignung für bestimmte Kabelzug-Situationen erörtert.

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Front End Packs

Der Front End Pack (FEP) ist ein Beutel mit Kabelschmiermittel in Rohrgröße. Dieses spezielle System wurde eigens für die Schmierung beim Einziehen von Kabeln entwickelt. Der Beutel wird am Stahlseil befestigt und beim Eintritt in das Rohr aufgeschnitten. Er positioniert das Schmiermittel vor dem einzuziehenden Kabel. Dieses einfache Design reduziert Aufwand und Kleckern. Der tatsächliche Vorteil besteht darin, dass er das Rohr vorschmiert und zu einer besseren Schmierung führt. Front End Packs schmieren weit in das Rohr hinein, wo die Schmierung andernfalls möglicherweise unzureichend ist.

Zwei Hände mit gelben Handschuhen führen einen Kunststoffschlauch mit weißem Polywater J Schmiermittel in einen Rohrkasten in einer Betonwand. Die obere Hand hält ein Messer und schneidet den Beutel auf, während dieser in das Loch gleitet, um das Rohr vorzuschmieren.

Front End Packs sind in zwei Anwendungsgrößen erhältlich:

Klein für 50 bis 75-mm-Rohre

Mittel für 90 bis 125-mm-Rohre

Die Verwendung von FEPs ist zwar eine praktische Methode für die Vorschmierung von Rohren, doch die Vorschmierung des Rohres mit einem Schmiermittelverteiler kann ebenfalls ausgezeichnete Ergebnisse liefern.

Vorschmierung mit einem Kalibrierdorn oder Schmiermittelverteiler

Bei schwierigeren Einzügen und bei größeren Rohrgrößen wird eine Vorschmierung mit einem Schmiermittelverteiler empfohlen. Es gibt bereits einige Geräte zur Reinigung und Prüfung von Rohren auf dem Markt. Diese Schmiermittelverteiler wurden auf ihre Wirksamkeit und Praktikabilität getestet.

Eine Hand mit Handschuh hält ein graues 10-cm-Rohr, während sie einen schwarzen Schmiermittelverteiler aus Gummi einführt, aus dem ein Stahlkabel mit einer Schlaufe heraussteht.

Foto 1: Scheibenförmiger Schmiermittelverteiler. Dieser wird in erster Linie zur Reinigung des Rohres verwendet. Die Verbundringe sind verjüngt. Das Material lässt sich biegen, aber nicht zusammendrücken. Die Passung ist nicht fest.

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Eine Hand mit Handschuh führt einen roten Schmiermittelverteiler mit mehreren Scheiben in ein graues Rohr ein, das aus einer Betonwand austritt.

Foto 2: Flexibler Kalibrierdorn. Dieser wird in erster Linie zur Reinigung des Rohres verwendet. Die Polyurethan-Scheiben sind mit einem konvexen Kontakt verjüngt, der es dem Kalibrierdorn ermöglicht, sich durch enge Biegungen zu bewegen. Die Passung ist nicht fest.

Eine Hand mit Handschuh hält ein großes schwarzes Rohr mit einem schwarzen, aufgeblasenen Gummistopfen darin. Der Stopfen ist mit einer Metallklammer verbunden, die an einem aus dem Bild hinauslaufenden Seil befestigt ist.

Foto 3: Aufblasbarer Gummistopfen. Dieser wird in erster Linie zur Reinigung des Rohres verwendet. Der Stopfen wird aufgeblasen, die Passung ist aber dennoch nicht fest.

Während der Tests wurde die empfohlene Schmiermittelmenge in das Rohr gegeben und mit dem Scheibenverteiler, dem flexiblen Kalibrierdorn und dem aufblasbaren Gummistopfen „ verteilt“. Das Schmiermittel hat sich am Beginn der Rohrlänge gesammelt (siehe Foto 4), und es gab nicht genügend Schmiermittel, um den gesamten Testdurchlauf zu beschichten.

Ein Bild der Innenseite eines Rohres, durch das Schmiermittel gezogen wurde. Das weiße Schmiermittel ist gesammelt an der Unterseite des Rohres zu sehen.

Foto 4: Überschüssiges Schmiermittel an der Unterseite des Rohres. Der scheibenförmige Schmiermittelverteiler hinterlässt eine streifenförmige, dicke Schmiermittelschicht an der Unterseite des Rohres.

Der scheibenförmige Schmiermittelverteiler, der flexible Kalibrierdorn und der aufblasbare Gummistopfen verteilen das Schmiermittel nicht gleichmäßig. Bei den Tests hinterlässt jede dieser Methoden große Schmiermittelstreifen, meist an der Unterseite des Rohres. Das Schmiermittel wird nicht gleichmäßig verteilt und beschichtet nicht die oberen Teile des Rohres. Da diese Geräte am Eingangsbereich des Rohres Ansammlungen von Schmiermittel hinterlassen haben, war die Schmierung in den letzten Abschnitten des Rohres unvollständig.

Schmiermittelverteiler mit Schaumstoffscheiben

Es hat sich gezeigt, dass eine der besten Möglichkeiten, Schmiermittel zu verteilen, die Verwendung einer oder mehrerer Scheiben aus komprimiertem Schaumstoff ist. Für diese Tests wurde ein Polsterschaumstoff in Marinequalität verwendet, aus dem Scheiben in der Größe des Rohr-Außendurchmessers zugeschnitten wurden.

Hände mit Handschuhen halten ein großes graues Rohr, in das sie einen großen gelblichen Schwamm einführen. Im Schwamm befindet sich ein Bolzen und eine Metallschlaufe, an der ein Seil befestigt ist, um den Schwamm durch das Rohr zu ziehen.

Foto 5: Komprimierter Schaumstoff. Der Schaum etwas größer geschnitten, sogar im Außendurchmesser des Rohres. Er wird komprimiert, um vollständig in das leere Rohr eingepasst zu werden.

Ein Schmiermittelverteiler, der aus zwei großen Schwämmen besteht, hängt an einem Gerüst vor einer großen Spule mit Hochspannungskabeln.

Foto 6: Eine andere Version des Schaumstoffverteilers verwendet 2 große Schaumstoffscheiben (wie man sie hier hängen sieht). Bei großen Kabelinstallationen kamen verschiedene Versionen des Schaumstoffverteilers zum Einsatz.

Ein Bild von der Innenseite eines Rohres, in das Schmiermittel eingezogen wurde. An der Innenseite des Rohres befindet sich eine einheitliche, glatte Schmiermittelschicht.

Foto 7: Der komprimierte Schaumstoff hinterlässt eine gleichmäßige Schmiermittelbeschichtung.

Bei diesem Test wurde eine dünne Schmiermittelschicht über die gesamte Oberfläche des Rohres aufgetragen. Wie in Foto 7 dargestellt, zeigt diese Beschichtung keine Anzeichen einer Ansammlung und nur wenige Schmiermittelstreifen. Bei diesem Test verteilt sich das Schmiermittel gleichmäßig über die gesamte Länge des Rohres.

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Schmiermittelmenge und Beschichtungsdicke

Die von einem fest eingepassten Schwamm hinterlassene Schmiermittelschicht ist 0,05 bis 0,125 mm dick. Darüber hinaus ist für diesen Prozess der Schmiermittelverteilung eine kleine Menge an überschüssigem Schmiermittel erforderlich, um die Oberseite des Rohres zu füllen und zu durchfließen.

Ein durchsichtiges Kunststoffrohr liegt auf einer Betonplatte. Im Inneren des Rohres befindet sich eine Menge weißes, flüssiges Schmiermittel mit einem Schwamm, der an beiden Enden mit einem Seil befestigt ist. Wenn er durch das Rohr gezogen wird, verteilt sich das Schmiermittel gleichmäßig im Rohr. Text auf dem Bild beschriftet das „Schmiermittel“, den „Schwamm“ und einen Pfeil mit den Wort „Einzugrichtung“, das die Richtung anzeigt, in die der Schwamm gezogen wird.

Foto 8: Das zu verteilende Schmiermittel wird vor dem Schwamm eingebracht.

Wenn das Schmiermittel im Rohr verteilt wird, hinterlässt es eine dünne Schicht. Während der Schwamm durch das Rohr gezogen wird, wird die Schmiermittelmenge langsam verbraucht, während sie sowohl die Oberseite als auch die Unterseite des Rohres beschichtet.

Die zur Vorschmierung benötigte Schmiermittelmenge beträgt etwa die Hälfte der empfohlenen Standard-Schmiermittelmenge, zuzüglich eines gewissen Überschusses, um den Bereich vor dem Schwammverteiler zu füllen, wie in Foto 8 dargestellt. Überschüssiges Schmiermittel wird benötigt, um das Rohr vor dem Schmiermittelverteiler zu füllen, insbesondere nahe dem Ende der Einzuglänge.

Formel für die Vorschmiermittelmenge:

Die mathematische Formel für die Vorschmiermittelmenge.

Q = Menge des benötigten Schmiermittels in Liter
L = Länge des Einzugs in Meter
D = ID (Innendurchmesser) des Rohres in Millimetern
k = 0,0004 – die Hälfte der Standard-Schmiermittelmenge
c = 0,000001

Darstellung 1: Empfohlene Vorschmiermittelmenge in Litern
Eine Tabelle mit einem marineblauen Kopfzeile mit einer Spalte mit dem Titel „Länge“ und der anderen mit dem Titel „Rohr-Innendurchmesser Zoll/mm“. Eine Reihe von Werten sind in der folgenden Tabelle aufgeführt.

Wie lange hält die Vorschmierung?

Die Schmierung mittels FEP erfolgt üblicherweise gleichzeitig mit dem Einziehen der Kabel, gilt aber dennoch als Vorschmierung, da die Beutel an der Kabelspillwinde oder am Zugseil befestigt sind und entlang des Rohrverlaufs vor dem Kabel eingezogen werden. Die Wirksamkeit der FEP-Vorschmierung steht somit außer Zweifel. Die Vorschmierung mittels Schmiermittelverteiler erfolgt jedoch oft als separaten Schritt und kann Tage oder sogar Wochen vor dem Einziehen des Kabels stattfinden. Je nach Wahl des Schmiermittels ist die Vorschmierung mehrere Wochen im Voraus dennoch eine gute Option. Wie in Diagramm 2 dargestellt, funktionieren mehrere Schmiermittel auch nach dem vollständigen Trocknen gut.

Diagramm 1: Reibungskoeffizient nach dem Trocknen

Ein Balkendiagramm, das die Unterschiede zwischen den Schmiermitteln Polywater NN und Polywater Prelube 2000 sowie deren Reibungskoeffizienten zeigt. Die grafisch dargestellten Kategorien sind „ungeschmiert“, „frisch geschmiert“, „24 Stunden getrocknet (22 °C)“ und „1 Woche getrocknet (50 °C)“.

Diese Schmiermittel bleiben auch nach dem Trocknen noch wirksam. Der Reibungskoeffizient bleibt nach einwöchigem Trocknen bei beschleunigten Temperaturen niedrig. Die Vorschmierung des Rohres – sogar mehrere Wochen im Voraus – ist eine effektive Vorgehensweise, um niedrige Reibungskoeffizienten zu erzeugen und die Kabelspannungen niedrig zu halten.

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Erzielen Sie mit Vorschmierung einen höheren Installationserfolg

In unseren jahrzehntelangen Erfahrungen aus der Praxis haben wir die Vorschmierung von Rohren nur bei einem kleinen Prozentsatz an Kabelzügen gesehen. Obwohl sie zu selten zum Einsatz kommt, handelt es sich um eine äußerst wirksame Methode zur Reibungsreduzierung bei kritischen Kabelzügen. Sie kann dabei helfen, sicherzustellen, dass ausreichend Schmiermittel an jenen Stellen im Rohr vorhanden ist, an denen es am dringendsten benötigt wird. Dies erhöht die Chancen eines erfolgreichen Einzugs und senkt die Gesamtkosten eines Projekts, indem Schäden an Kabeln und Ausrüstung sowie unnötige Verzögerungen vermieden werden. Installateure, die mit schwierigen Einzügen beauftragt sind, sollten die Parameter für den Rohr- und Kabeltyp bewerten und eine geeignete Methode für die Vorschmierung auswählen. Wenn die Vorschmierung in Verbindung mit dem Auftragen von Schmiermittel während des Einzugs durchgeführt wird, können die niedrigste Zugspannung und die höchsten Erfolgsraten bei der Installation erreicht werden.

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